Windpark Wölkisch

 „Wildkrautacker Schwochau“

Der „Windpark Wölkisch“ besteht aus zehn Windenergieanlagen mit 150 m Gesamthöhe, die 2015 in Betrieb genommen wurden. Als Kompensation für Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt. So wurde bspw. eine alte Reithalle zurückgebaut, Streuobstwiesen angelegt und eine Obstbaumallee entlang des  „Obstblütenradweges“ gepflanzt.

Eine weitere, eher untypische Maßnahme ist der „Schutzacker Schwochau“ bei Lommatzsch. Zugrunde liegt eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. (LSH) und dem Windparkbetreiber. Der Schutzacker dient der Erhaltung und Förderung der selten gewordenen naturraumtypischen Wildkrautflora und des gesamten damit verbundenen Ökosystems.

In Sachsen sind extensiv genutzte, wildkrautreiche Äcker heute stark gefährdet bzw. von völliger Vernichtung bedroht. Sie stellen aber einen wichtigen, teilweise sogar den alleinigen Lebensraum einer großen Zahl and Pflanzen- und Tierarten dar. Dazu gehört auch eine Reihe an populären Arten wie Kornblume, Feld-Rittersporn, Kornrade und Mohn-Arten sowie Feldhase, Rebhuhn, Wachtel und Feldlerche. Durch ihre vielfältigen Blühaspekte bereichern solche Äcker auch das Landschaftsbild.

Naturschutzgerechte Bewirtschaftung wird regelmäßig überprüft

Der LSH hat das ca. 3,7 ha große Flurstück mit Ausgleichsgeldern für die Errichtung von Windrädern im Windpark Wölkisch gekauft. Darüber hinaus finanziert der Windparkbetreiber bis 2040 die jährliche naturschutzgerechte Bewirtschaftung. Diese wird durch einen Landwirt aus der Region realisiert. Dem Landesverein als Eigentümer obliegt es, die naturschutzgerechte Bewirtschaftung mit dem Pächter verbindlich zu vereinbaren. Zugunsten des Naturschutzes wurde eine sogenannte „beschränkte persönliche Dienstbarkeit“ im Grundbuch eingetragen. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises begutachtet jährlich die Einhaltung der Bewirtschaftungsauflagen und die BUND-Gruppe Meißen nimmt regelmäßige fachliche Bonituren vor.

Die Bewirtschaftung des Schutzackers wird so gestaltet, dass sich für die geschützten Ackerwildkräuter optimale Lebensraumbedingungen ergeben. Dafür sind mehrere Vorgaben zu beachten. Diese beziehen sich auf die zulässigen Kulturarten (Winter- und Sommergetreide, aber kein Mais, Raps, Hackfrüchte, Feldgras u.a.) und die Anbaumethoden (flacher Umbruch, dünne Aussaat, Verzicht auf Zwischenfrüchte, verlängerte Stoppelphase, nur mäßige Düngung, kein Einsatz von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden sowie Halmstabilisatoren und Wachstumsregulatoren).

Kompensationsmaßnahme hat sich bereits bewährt

Laut Dr. Olaf Bastian vom Landesverein Sächsicher Heimatschutz, der für die fachliche Betreuung der Maßnahme zuständig ist, hat sich die Anlage des Schutzackers sehr bewährt, kenntlich an der positiven Situation der hier gedeihenden artenreichen Wildkrautbestände. Im Unterschied zur Anpflanzung von Streuobstwiesen und von sonstigen Gehölzen sei es, so der  Naturschützer, bislang kaum üblich, artenreiche Extensiväcker als Kompensationsmaßnahme einzurichten.

Gute Kooperation zwischen Projektentwickler und Gemeinde

Während der Planung und Realisierung war der Projektentwickler immer wieder in einem konstruktiven Austausch mit der Stadt Lommatzsch. Auch einige  der Maßnahmenflächen befinden sich auf Eigentum der Stadt. Gemeinsam wurde außerdem ein Energiekonzept erarbeitet.

“Wir haben mit der VSB auf hohem Niveau, offen für die Probleme und gegenseitigen Erwartungen, vertrauensvoll zusammengearbeitet.”

Dr. Anita MaaßBürgermeisterin der Stadt Lommatzsch

Die Stadt Lommatzsch ist im Bereich erneuerbare Energien vielseitig aktiv und ist ein Vorbild für die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Planung von Windparks. Im Juni 2018 wurde sie dafür von der Agentur für Erneuerbare Energien als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Außerdem gab es auch eine Bürgerbeteiligung in Form einer Spareinlage, an der sich Bewohnerinnen und Bewohner der Standortgemeinden Lommatzsch, Diera-Zehren und Hirschstein beteiligen konnten. Das Gesamtvolumen von 100.000 € wurde vorzeitig voll ausgeschöpft.

Noch in anderer Hinsicht innovativ ist das Projekt, da nach Inbetriebnahme unmittelbar am Windpark ein Batteriespeicher errichtet wurde.

Bildergalerie der Maßnahme:

Lessons Learned

„Was aus meiner Sicht beim Windpark Wölkisch sehr gut gelungen ist, das ist die Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren, der Stadt Lommatzsch, den Naturschutzvereinen, den Eigentümern, Bewirtschaftern und nicht zuletzt der zuständigen Naturschutzbehörde. So konnten viele Maßnahmen umgesetzt werden, die einerseits zum Erhalt der Kulturlandschaft der Lommatzscher Pflege beitragen und andererseits auch nachhaltig Akzeptanz vor Ort finden.“

Peter Horntrich, Leiter Umweltplanung VSB

Standort

Sachsen

Erfüllte Kriterien

  • Funktionskontrolle
  • Nachbesserungen werden durchgeführt
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA
  • Einbindung lokaler Akteure

Ansprechpartner

Peter Horntrich
VSB Neue Energien Deutschland GmbH

Tel. 0351–21183 737
E-Mail: peter.horntrich@vsb.energy

» www.vsb.energy

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. (LSH) zählt zu den im Freistaat Sachsen gesetzlich anerkannten Naturschutzvereinigungen. Im Jahre 1908 gegründet, setzt er sich seit mehr als 100 Jahren für die Bewahrung der natürlichen und geschichtlich gewordenen Eigenart der sächsischen Heimat, den Schutz ihrer Natur, die verantwortungsvolle Gestaltung ihrer Landschaft und der Erforschung und Pflege kultureller Werte ein.

Kontaktpersonen:
Frau Astrid Sturm (Organisation),
Dr. Olaf Bastian,
Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke (fachliche Betreuung)

Tel.: 0351–4956153
E-Mail: landesverein@saechsischer-heimatschutz.de

» https://www.saechsischer-heimatschutz.de/