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Windpark Parchim
Extensivierung der Schäferwiese bei Greven
Die dauerhafte Sicherung und naturschutzgerechte Nutzung der 25 ha großen Schäferwiese bei Greven dient − neben anderen Maßnahmen − dem naturschutzfachlichen Ausgleich für 25 Windenergieanlagen des Windparks Parchim, in dem insgesamt 27 Windräder durch den Windparkentwickler UKA Nord projektiert und errichtet wurden. Der naturschutzfachliche Mehrwert der Ausgleichsmaßnahme liegt in der Umwandlung von vormals als Intensivgrünland genutzten Teilflächen in eine dauerhaft sichergestellte extensive Nutzung als Weide bzw. anteilig als Heuwiese. Ziel ist, dass sich die Schäferwiese wieder zu einer artenreichen Niedermoor-Feuchtwiese − die vielen Arten einen Lebensraum bietet − entwickelt. Einem weiteren Abbau des Niedermoores und den durch Mineralisierung bedingten hohen Nährstoffausträgen in einen nahegelegenen Bach wird ebenso entgegengewirkt. Ergänzend wurden auf der Fläche bspw. 100 Schwarzerlen an vorhandenen Gräben gepflanzt, Gräben angestaut und Entwässerungsanlagen zurückgebaut.
Die Maßnahmenfläche liegt im gleichen Landkreis wie der Windpark in ca. 5 km Entfernung und hat damit einen engen räumlichen Bezug zum Vorhaben. Die Umsetzungen erfolgten ab dem Jahr 2014.
Mit den Maßnahmen, insbesondere rund um die Schäferwiese bei Greven, werden die mit dem Vorhaben verbundenen Eingriffe in die Schutzgüter Boden, Landschaftsbild und Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt kompensiert.
Beweidung mit Gallowayrindern fördert Entwicklung des Zielbiotops
Die Schäferwiese ist Bestandteil des 90 ha großen Naturschutzprojektes „Schweinehudewald Greven“ der Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V. Die für die Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen benötigten Flächen wurden durch den Vorhabenträger vollständig zugunsten der Stiftung erworben und damit dauerhaft gesichert. Die Entwicklung zum gewünschten Zielbiotop einer artenreichen Niedermoorfeuchtwiese erfolgt durch die Flächenagentur M-V, die Sicherung erfolgt auch über die Betriebszeit der Windenergieanlagen hinaus. Die extensive Bewirtschaftung der Flächen durch Beweidung mit Gallowayrindern fördert die Entwicklung des Zielbiotops. Sollte es zu Fehlentwicklungen kommen, werden Nachbesserungen vorgenommen.
„Keine Angst vor großen Tieren“
Das Herdenmanagement sowie die Flächenbewirtschaftung übernimmt die All Püttner gGmbH, die als Einrichtung der Jugendberufshilfe unter dem pädagogischen Ansatz des produktiven Lernens Jugendlichen den Berufseinstieg ermöglicht. Als Einrichtung der Jugendberufshilfe werden dort für Jugendliche Hilfsangebote zur Integration in die Berufsbildung oder in den ersten Arbeitsmarkt unterbreitet bzw. diese bei der Rückführung in den Regelschulbereich unterstützt. Unter dem pädagogischen Ansatz des produktiven Lernens sowie dem Motto „keine Angst vor großen Tieren“ wurde eine Gallowayherde aufgebaut, die die Schäferwiese beweidet. Die Tiere werden von den Jugendlichen täglich versorgt. Die Arbeit auf der Koppel umfasst die Kontrolle und Reparatur von Zäunen und Einhausungen.
“In der Werkstatt Gartenbau- und Landwirtschaft am Standort Greven erwerben die Jugendlichen berufsorientierende Grundkenntnisse und -fertigkeiten im Garten- und Landwirtschaftsbereich. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Versorgung der Gallowayherde, die in einem Naturschutzgebiet weidet. Diese Flächen werden uns von der Stiftung Umwelt und Naturschutz MV zur Verfügung gestellt. Die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Umwelt und Naturschutz MV und der UKA gibt der Produktionsschule Westmecklenburg die Möglichkeit Kompensationsmaßnahmen durchzuführen um die Flächen zu betreuen und zu erhalten. Hierbei wird mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, durch die UKA sichergestellt, dass die Funktionen des Naturhaushaltes und das Landschaftsbildes erhalten bleiben. Die Teilnehmer der Produktionsschule Westmecklenburg lernen auf diese Weise, dass ein Zusammenwirken zwischen erneuerbaren Energien und die Erhaltung einer gesunden Umwelt sich nicht ausschließen.”
MitarbeiterAll Pütter gGmbH/Produktionsschule Westmecklenburg
Bildergalerie der Maßnahme:
Lessons Learned
Die Maßnahmen wurden in konstruktiver Zusammenarbeit zwischen UKA, der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde, der Stadt Parchim, der Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V sowie der Flächenagentur M-V erarbeitet und umgesetzt.
Durch die gute Zusammenarbeit aller Parteien konnte eine großflächige Maßnahme mit einem hohen naturschutzfachlichen Wert auch für die nächsten Generationen geschaffen werden.
Aufgrund der Integration der Produktionsschule Westmecklenburg stellt die Maßnahme um die Schäferwiese bei Greven eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit und Vereinbarkeit zwischen Energie-, Natur- und Sozialprojekten dar.
Oliver Niewald und Sabine Krüper, Projektentwicklung UKA Nord, Rostock