Windpark Klingenberg

Renaturierung und landschaftsgerechte Herstellung eines Moorreliktes

Als Ausgleich für den Bau des Windparks Klingenberg in Niedersachsen wurde im Jahr 2016 ein trockengelegtes Moor in unmittelbarer Nähe des Windparks auf einer Fläche von 12 Hektar wiedervernässt. Mit dieser Maßnahme wurde die Kompensation von mehreren Schutzgütern zusammengelegt. Durch die Moorrenaturierung wird nun nicht nur der Lebensraum für Flora und Fauna aufgewertet. Die Entwicklung der Fläche zurück zu einem Moor stoppt die durch die Trockenlegung hervorgerufene Freisetzung von Kohlenstoffdioxid aus dem Moorboden und könnte langfristig wieder zu einer Bindung des klimaschädlichen Gases in Form von Torf führen. Damit leistet die Maßnahme einen bedeutsamen Beitrag zum Klimaschutz.

Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine dauerhafte Maßnahme: die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden langfristig der vorherigen Nutzung entzogen, so dass sich die Moorlandschaft auch über die Laufzeit des Windparks hinaus weiter entwickeln kann. Durch ein zwölfjähriges Monitoring wird außerdem sichergestellt, dass alle Baumaßnahmen für die Wiedervernässung funktionieren und gegebenenfalls in dieser Zeit nachjustiert werden kann.

Maßnahme wird Teil des Niedersächsischen Moorschutzprogramms

Im Zuge der Kompensationsanforderungen für die Errichtung von sechs Windenergieanlagen hat die Energiequelle GmbH als Vorhabenträgerin geeignete Kompensationsflächen im Umfang von zwölf Hektar südwestlich des Klingenbergs gesichert. Dort befindet sich ein ehemaliges Hochmoor, dass durch Entwässerungsmaßnahmen in seinen Eigenschaften stark gestört ist. Auf den Flurstücken des Moorrandbereiches wurde in der Vergangenheit Torf gestochen. Das führte zu einer langsamen Entwässerung des Moorgebietes. Die abgetorften Randbereiche wurden anschließend landwirtschaftlich erschlossen.  Das Zentrum dieser Flächen ist trotz der Entwässerungsgräben jedoch nicht bewirtschaftbar, gleichzeitig aber so trocken, dass sich größtenteils ein Birkenmoorwald ausgebildet hat.

Ziel der Kompensationsmaßnahme ist, das Moorrelikt zu renaturieren und landschaftsgerecht neu zu gestalten. Dazu wurden Dämme zur Haltung des Regenwassers angelegt. Der Großteil des ehemaligen Moores liegt innerhalb des Niedersächsischen Moorschutzprogramms Teil II. Die Maßnahme konnte damit in ein überregionales Schutzkonzept eingebunden werden. Außerdem grenzt sie direkt an den Windpark Klingenberg, so dass die durch seinen Bau und Betrieb entstandenen Beeinträchtigungen der Schutzgüter Boden, Landschaftsbild sowie Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt direkt vor Ort kompensiert werden können.

80 Flächeneigentümer stimmten der Schaffung eines zusammenhängenden Gebietes für den Natur- und Klimaschutz zu

Die Idee, das Moorrelikt wieder zu vernässen, stammte ursprünglich aus der lokalen Bevölkerung. Allerdings waren die ehemals zur Torfgewinnung genutzten Flächen innerhalb des Gebietes relativ klein, was einen intensiven Austausch mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Gemeinde und den rund 80 Grundstückseigentümern erforderte. Letztere mussten zustimmen, dass ihre Flurstücke dauerhaft einer Nutzung entzogen werden, da ein Agieren „drum herum“ nicht möglich war. Über Pachtverträge mit der Laufzeit des Windparks wird nun die Nutzung der Flächen gesichert. Darüber hinaus wurde zwar keine Sicherung vereinbart − den Eigentümern ist aber bewusst, dass die Wiedervernässung nicht rückgängig gemacht werden kann. Da viele Flächen landwirtschaftlich nicht genutzt werden konnten und damit bislang eher eine finanzielle Belastung für die Grundeigentümer darstellte, sind diese nun zufrieden, über mindestens 20 Jahre einen Pachtzins für ihre Flächen zu erhalten.

Beteiligte berichten in einem Film über das Projekt

Im Auftrag des Vorhabenträgers wurde ein kurzer Film gedreht, in dem lokale Akteure aus der Behörde und der Bevölkerung als auch der Projektentwickler selbst zu Wort kommen und die Besonderheit der Maßnahme beleuchten. Auch wird im Film über den Bau der Dämme berichtet.

In dem Beitrag erinnert sich bspw. Landwirt Kalli Harries an die gute Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler und hebt hervor, dass stets ein kurzer Draht herrschte, um gemeinsam Lösungen zu finden.

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Video: Moorrenaturierung im Windpark Klingenberg

Hinweistafeln informieren über die Maßnahme

Da das Moorrelikt in einem Gebiet für Erholungssuchende, nahe dem Landschaftsschutzgebiet „Schmidt’s Kiefern und Heidhof (Nr. OHZ 5)“ liegt, wurden zwei Hinweistafeln mit der Maßnahmenbeschreibung und Informationen zum Windpark und zu erneuerbaren Energien am Eingang von zwei Stichwegen, die in das Vernässungsgebiet führen, aufgestellt. Im Zuge der Maßnahmenumsetzung wurden die beiden Wege wieder begehbar gemacht. Sie enden im Vernässungsbereich und geben Erholungssuchenden so die Möglichkeit, den Renaturierungsprozess live zu verfolgen.

Exkurs: Ein doppelter Beitrag zum Klimaschutz

Im Rahmen des Projektes „Energiewende Osterholz 2030“ verfolgt die Gemeinde Schwanewede (Niedersachsen) das Ziel, ihren Stromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Der von der Energiequelle GmbH im Jahr 2015 errichtete Windpark Klingenberg trägt mit einem Anteil von 13 Prozent zu diesem Ziel bei. Damit leistet der Windpark gleich doppelt seinen Beitrag zum Klimaschutz – zum einen durch die Vermeidung von schädlichen Klimagasen durch die Energieerzeugung aus Wind – zum anderen durch die Wiederherstellung eines Moorgebietes, dass langfristig wieder die Funktion einer Kohlenstoffsenke übernehmen kann.

Bildergalerie der Maßnahme:

Lessons Learned

Die relativ reibungslose Planung und Umsetzung dieses Vorhabens funktionierte nur, da wir als Vorhabenträger sehr viel Wert auf eine transparente und nachvollziehbare Planung und Kommunikation mit allen Beteiligten gelegt haben. Zeitintensive Gespräche und Diskussionen und auch immer „ein offenes Ohr“ für die Probleme der lokalen Bevölkerung und der zuständigen Gemeinde waren der Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahme.

Dirk Riebensahm, Artenschutz und Umwelt, Energiequelle GmbH

Standort

Niedersachsen

Erfüllte „good practice“ Kriterien

  • Funktionskontrolle
  • Nachbesserungen werden durchgeführt
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA hinaus
  • Einbindung lokaler Akteure
  • Berichterstattung & Information
  • Einbindung in überregionales Naturschutzkonzept

Ansprechpartner

Dirk Riebensahm
Energiequelle GmbH

Tel. 0421 – 62676940
E-Mail: riebensahm@energiequelle.de

» www.energiequelle.de