Gemeinsame Kompensation für vier Bürgerwindparks

Kompensationsfläche ehemaliger Militärflughafen Hopsten-Dreierwalde

Der ehemalige Fliegerhorst Hopsten-Dreierwalde wurde 1939 gebaut und nach seiner Zerstörung 1945 Anfang der 1960er Jahre als NATO-Flugplatz neu errichtet. Seit Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 2006 dient der Nordteil des Areals als Flächenpool für verschiedene Ausgleichsmaßnahmen. Der Bereich ist als Biotopverbundfläche ausgewiesen und Teil des Nationalen Naturerbes der DBU Naturerbe GmbH mit Sitz in Osnabrück. Die gemeinnützige Naturerbe-Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wird 71 großräumige Liegenschaften – rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern – langfristig für den Naturschutz sichern. Diese Naturerbeflächen, bei denen es sich überwiegend um ehemalige Militärübungsplätze handelt, werden der DBU Naturerbe GmbH dazu in den nächsten Jahren nach und nach übergeben und bergen ein großes Potential für die Umsetzung von A+E-Maßnahmen. So werden auf der 196 Hektar großen DBU Naturerbe-Fläche in Hopsten Kompensationsmaßnahmen realisiert, hier auch für die durch die Errichtung von insgesamt 20 Windenergieanlagen in vier Bürgerwindparks in Nordrhein-Westfalen verursachten Eingriffe und Eingriffsfolgen. Die Fläche wurden primär für die Realisierung von vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) insbesondere für Kiebitz, Großen Brachvogel, Wachtel, Heidelerche und Waldschnepfe im Sinne des Artenschutzrechts ausgewählt und die Maßnahmen im räumlichen Zusammenhang zu den Windparks im Kreis Steinfurt umgesetzt. Die Maßnahmen wurden auch für die Kompensation im Sinne der Eingriffsregelung für die Schutzgüter Boden, Landschaftsbild, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt angerechnet.

Großflächiger Maßnahmenkomplex sichert wertvolle Lebensräume

Auf der schutz- und entwicklungswürdigen Fläche des ehemaligen Militärflughafens wurde ein großflächiger und zusammenhängender Maßnahmenkomplex (insgesamt 30 Hektar) entwickelt, mit dem Ziel, bestehende wertvolle Lebensstätten für die Brut- und Rastvögel des Offenlandes zu erhalten, Flächen qualitativ zu verbessern und zu vergrößern bzw. neue Habitate artspezifisch auszugestalten. Beispielsweise wurde ein großer zusammenhängender Grünlandflächenkomplex in weitgehend offener Landschaft geschaffen, für welchen ein Mosaikmanagement bezüglich Bodenfeuchte, Wasserstand sowie Vegetationshöhen und -dichten durchgeführt wird. Nach Entsiegelung der ehemaligen Start-/ Landebahn und der Rangierflächen wurde eine große, temporär bzw. im Teilbereich dauerhaft wasserführende Mulde angelegt und vorhandene Entwässerungseinrichtungen zurückgebaut. Durch Nutzungsextensivierung soll außerdem die Bedeutung des Gebietes als Rastvogellebensraum verbessert werden. Weitere kleinräumigere Maßnahmen wurden für die Ansiedlung der Waldschnepfe und Heidelerche umgesetzt. Neue Habitate werden so bspw. durch Auflichtung / Entbuschung und anschließender Offenhaltung der dichten, wenig strukturierten Gehölzbestände, die Erhöhung einer weichen Bodenstruktur, die Auflichtung und Aufweitung des Grabenbereichs sowie Strukturierung der Gehölzbestände geschaffen.

Planung und Umsetzung gemeinsam mit Akteuren vor Ort

Das Kompensationskonzept wurde von der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung (ARSU GmbH) für die vor Ort verwurzelten Bürgerwindparkvorhaben der Bürgerwind Hörstel GmbH & Co. KG und der Bürgerwind Altenrheine GmbH & Co. KG, unter Einbindung lokaler Akteure entwickelt. So war die Biologische Station Kreis Steinfurt e.V. nicht nur als wichtiger fachlicher Berater und Wissensträger, sondern bspw. auch als Gestalter eines aufwändigen Prädatoren-Managements beteiligt. Auch die jahrelangen Erfahrungen des Bundesforstbetriebes Rhein-Weser, Forstrevier Seeste, welche vor Ort die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), Sparte Bundesforst, vertritt, kamen der Maßnahmenplanung zugute. Das Forstrevier betreut seit vielen Jahren die Fläche im Auftrag der BIMA und ist für die fachgerechte und zielgerichtete Umsetzung der Maßnahmen vor Ort zuständig.

Maßgeblich beteiligt und für das Genehmigungsverfahren zuständig war die Untere Naturschutzbehörde des Umwelt- und Planungsamtes und weitere für die Schutzgüter Wasser und Boden zuständige Fachbehörden des Kreises Steinfurt.

Die DBU Naturerbe GmbH wurde im Rahmen der Flächenübertragung in das Nationale Naturerbe am 01.10.2017 Flächeneigentümerin und konnte die bereits zuvor mit der BIMA geschlossenen Verträge übernehmen und in die Naturerbe-Entwicklungsplanung der Fläche integrieren.

Informationstafeln am Rande des ehemaligen Flughafengeländes informieren Interessierte über die Naturerbe-Landschaft vor Ort.

Im Rahmen einer freiwilligen Naturschutzaktion auf DBU-Naturerbeflächen entfernten 27 ehrenamtliche Helfer der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Tecklenburger Land e.V. (ANTL) im September 2020 junge Weiden, Birken und Traubenkirschen von der ehemaligen Landebahn. Die DBU berichtet dazu auf ihrer Website.

Monitoring stellt Eignung und Wirksamkeit der Maßnahmen sicher

Die Eignung und Wirksamkeit der Ausgleichsmaßnahmen ist durch ein begleitendes Monitoring des Artenbestandes bzw. durch die regelmäßige Pflege und Bewirtschaftung mit Pflege-/ Funktionskontrollen sicherzustellen. Die Kontrollen erfolgen in enger Abstimmung mit der Biologischen Station und die Ergebnisse werden in Berichten dokumentiert. Nachbesserungen wurden zur besseren Wasserhaltung des Gebietes auch bei extremer Trockenheit durch die Anstauung von Gräben und die Entfernung von Drainagen durchgeführt. Dies war in den sehr niederschlagsarmen und heißen Jahren 2018/2019 erforderlich.

Die Maßnahmen sind über die Laufzeit der Windenergievorhaben vertraglich gesichert. Ob sie im Zuge eines Repowerings zukünftig weiter genutzt werden können, ist bisher ungeklärt. Eine längerfristige Sicherung ist insbesondere durch das Nationale Naturerbe machbar.

“Die Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie CEF-Maßnahmen für verschiedene Eingriffe in Natur und Landschaft und Bündelung in einem „Ersatzflächenpool“ nach Aufgabe der militärischen Nutzung auf einer Konversionsfläche des Bundes sowie die langfristige Sicherung der Flächen und dauerhafte Gewährleistung der Betreuung und Pflege durch das Nationale Naturerbe ist in dieser Größenordnung einzigartig und hat daher ein landesweites Alleinstellungsmerkmal.”

Rainer SchmidtBIMA, Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, Forstrevier Seeste Revierleiter
Bildergalerie der Maßnahme:

Lessons Learned

Lokal verankerte Institutionen, die von Anfang an offen miteinander sprechen, sind die beste Basis für ein gelungenes Projekt.

Theresa Ungru, Geschäftsführerin Bürgerwind Hörstel GmbH & Co. KG und Bürgerwind Altenrheine GmbH & Co. KG

Standort

Nordrhein-Westfalen Steinfurt

Erfüllte „good practice“ Kriterien

  • Funktionskontrolle
  • Nachbesserungen werden durchgeführt
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA
  • Einbindung lokaler Akteure
  • Berichterstattung & Information
  • Einbindung in überregionales Naturschutzkonzept

Ansprechpartnerin

Theresa Ungru
Geschäftsführerin Bürgerwind Hörstel GmbH & Co. KG und Bürgerwind Altenrheine GmbH & Co. KG

E-Mail: info@buergerwind-hoerstel.de
E-Mail: info@buergerwind-altenrheine.de