Gemeinsame Kompensation für drei Windparks

Altrheinsee-Projekt

In einem 2012 initiierten Leuchtturmprojekt wurde die Kompensation der Eingriffe in die Schutzgüter Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt und Landschaftsbild aus drei Windenergievorhaben der juwi AG mit insgesamt 19 Anlagen im Landkreis Alzey-Worms zusammengelegt. Dies ermöglichte eine großräumige Renaturierungsmaßnahme im Bereich eines Altrheinseearms, der als NATURA 2000 Gebiet ausgewiesen ist. Ein aus dem Schutzgebiet verlagerter Badestrand fördert außerdem die touristische Entwicklung der Gemeinde.

Renaturierung und Beruhigung im NATURA 2000 Gebiets als Ziel

Ziel des Altrheinsee-Konzepts ist der Abbau von Störungen in einem Natura 2000 Gebiet, die Förderung einer standortgerechten Biotopentwicklung sowie gefährdeter Vegetationstypen und Tierarten. Fachlich entwickelt wurde die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme aus dem Pflege- und Entwicklungsplan sowie dem Entwurf des Bewirtschaftungsplanes für das NATURA 2000 Gebiet.

Mit dem Ziel, das Gebiet zu beruhigen und zu renaturieren wurde Flächen eines ehemaligen Kiesabbaubetriebes neugestaltet und der Badestrand der Ortsgemeinde Eich aus dem Natura2000 Gebiet verlegt und so großflächige, störungsarme Schilfflächen, Binsenschneidenbestände, Großseggenriede und Flachwasserbereiche entwickelt. Gleichzeitig wurde die Vernetzung der östlich und westlich der Landesstraße gelegenen Schutzgebietsteile verbessert. Durch die Tieferlegung (durch Abgrabungen) des Gebietes und der damit einhergehenden Wiedervernässung von weiten Teilen des Gebietes wird die Etablierung eines Pionierwaldes verhindert. Bei der Gestaltung des Geländes wurde ein Mosaik aus unterschiedlichen Wassertiefen geschaffen. Dadurch wird die Ausbreitung des Schilfs gefördert und gleichzeitig können so geschützte offene Wasserflächen entstehen. Zudem wurden durch Pflanzungen, Steuerung von Feuchtbereichen und der gezielten Erhaltung von Wegen die Nutzungen im Gebiet entflochten. Die Größe des aufzuwertenden Bereiches beträgt ca. 16 Hektar auf Flächen eines ehemaligen Kiesabbaugebietes.

Erfolg schon nach kurzer Zeit sichtbar

Nach einer mehrjährigen Planungsphase, in der gemeinsam mit einer Vielzahl an regionalen Akteuren und Behörden Abstimmungen erfolgten, Grundstücke gesichert und Pläne konkretisiert wurden, konnte im Jahr 2017 mit der Maßnahmenrealisierung begonnen werden. Schon im ersten Jahr der Umsetzung zeigten sich die gewollten Ergebnisse und entwickeln sich weiter auf natürlichem Wege sichtbar positiv fort. Schnell ließen sich in dem Gebiet eine Vielzahl von − teils seltenen −Vogelarten nachweisen und es wird von Ornithologen und Naturschutzverbänden mittlerweile regelmäßig für Exkursionen genutzt. Durch die Verlagerung des vorhandenen Badestrandes aus dem Natura 2000 Gebiet auf das brachliegende ehemalige Gelände eines Kieswerks profitiert neben der Natur auch die Ortsgemeinde Eich. Denn nach der Umsetzung entstehen an neuer Stelle ein größerer Badestrand mit der dazugehörigen Infrastruktur (Sanitärbereich und neue Feuerwehrzufahrten) sowie zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für touristische Angebote und Freizeitgestaltung. Zudem wurde durch den NABU eine Vogel-Beobachtunghütte  errichtet und der Bereich in den Altrheinsee-Erlebnispfad der Verbandsgemeinde integriert.

Eine Kontrolle der Pflanzungen erfolgte in den ersten drei Jahren und es wurden kleinere Nachbesserungen durchgeführt. Durch eine vertragliche Vereinbarung zwischen der juwi AG, der Kreisverwaltung Alzey-Worms sowie der Ortsgemeinde Eich ist sichergestellt, dass das Projekt dauerhaften Bestand hat. Einer regelmäßigen Pflege bedarf die Maßnahme dabei nicht – die Entwicklung erfolgt auf natürlichem Wege.

“Für uns als Orts- bzw. Verbandsgemeinde konnte mit diesem Projekt eine Aufwertung des wunderschön gelegenen Badestrandes erreicht werden, der nunmehr nicht mehr mit dem Naturschutz in Konflikt steht, sondern die naturschutzfachliche Wertigkeit des VSG Altrheinsee sogar befördert. Zwischen den ersten Gesprächen und der Fertigstellung sind zwar viele Jahre vergangen, aber letztlich haben alle Beteiligten immer wieder an einem Strang gezogen, Hürden und Problemfelder aus dem Weg geräumt und das Projekt zu einem Gewinn für alle Seiten entwickelt.”

Maximilian Abstein und Bernd HerrmannBürgermeister der Verbandsgemeinde Eich und Ortsbürgermeister der Ortsgemeinde Eich
Bildergalerie der Maßnahme:

Lessons Learned

Alle Projektbeteiligten haben sehr viel dazugelernt, so dass es bei einer erneuten Maßnahme dieser Art sicherlich schneller und einfacher ablaufen würde. Für alle Hauptbeteiligten war ein Projekt dieser Größenordnung neu, so dass z.B. in der Abstimmung/Planung/Umsetzung viele Extraschleifen gedreht werden mussten.

Markus Pauly, Abteilungsleiter Projektentwicklungsexperten juwi

Standort

Rheinland-Pfalz

Erfüllte „good practice“ Kriterien

  • Funktionskontrolle
  • Nachbesserungen werden durchgeführt
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA hinaus
  • Einbindung lokaler Akteure
  • Berichterstattung & Information
  • Einbindung in überregionales Naturschutzkonzept

Ansprechpartner

Astrid Stork, Markus Pauly
Juwi AG

Tel. 06732 – 9657 2301
» www.juwi.de

Dieter Gräfenstein
Untere Naturschutzbehörde Alzey-Worms

Tel. 06731 – 408 4641
» www.alzey-worms.de