Bürgerwindpark Neuengörs-Weede

Buntes Maßnahmenpaket für Mensch und Tier

Der Bürgerwindpark Neuengörs-Weede liegt im Landkreis Segeberg in Schleswig-Holstein und wurde im Jahr 2017 von den örtlichen Landwirten und Bürgern errichtet. Im Zuge des Vorhabens wurden Maßnahmen im Bereich Boden, Wasser, Landschaft sowie Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt erforderlich. Als kompensierende Ausgleichsmaßnamen wurden u.a. 4.800 laufende Meter Uferrandstreifen und ein Wildbiotop neu angelegt. Außerdem konnte durch die Schaffung eines neuen Knickwalls eine Lärmschutzlücke an einer Bundesautobahn geschlossen werden. Die Maßnahmen wurden alle im selben Landkreis im engen räumlichen Bezug zum Windpark umgesetzt, so dass die lokale Bevölkerung nicht nur von den Einnahmen aus dem Windpark profitiert (alle Windenergieanlagen werden als Bürgerenergieanlagen betrieben), sondern auch vom dem naturschutzfachlichen Ausgleich.

Veränderung der Landnutzung führt zu verringerter Nährstoff- und Chemiebelastung von Fließgewässern und schafft neue Lebensräume

Als eine Maßnahme wurden entlang offener Bachläufe auf einer Länge von 4.800 laufenden Meter Uferrandstreifen angelegt. Mindestens 10 Meter breite Uferrandstreifen wurden entlang der Ufer aus der intensiven Ackernutzung in verschiedene extensive Nutzungsarten umgewandelt. Die neuen Nutzungen bestehen überwiegen aus Wildstaudenfluren mit Erlengruppen-Anpflanzungen am Bachufer; dazu kommen schattenspendende lineare Gehölzanpflanzungen und extensives Grünland. Von der Maßnahme profitieren gleich mehrere Schutzgüter: Zum einem wird der Eintrag von Dünger und Pflanzenschutzmitteln in die Fließgewässer erheblich verringert. Gleichzeitig werden in einer von intensivem Ackerbau geprägten Landschaft zusätzliche Räume für den Wildtierschutz geschaffen. Der dauerhafte Bewuchs der bisher durch Ackerbau genutzten Flächen leistet einen wertvollen Beitrag zum Bodenschutz und in den neu gepflanzten Gehölzen wird CO₂ gebunden.

Flächenumgestaltung kommt dauerhaft der Biotop-Verbundachsen-Planung des Landes Schleswig-Holstein zugute

Mit der Uferrandgestaltung ist eine Kombination von Naturschutzmaßnahmen im Einklang mit hochrangigen Wasserschutzzielen bei voller Unterstützung der lokalen Landwirtschaftsbetriebe gelungen. So haben sich insgesamt zwölf Landeigentümer an der „Uferstreifen-Aktion“ beteiligt. Der zuständige Gewässerpflegeverband wurde ebenso voll eingebunden. Die Flächenumgestaltung stellt außerdem eine dauerhafte Erweiterung von Biotop-Verbundachsen dar.

Bei einer gemeinsamen Begehung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises wurde geprüft, ob die Gehölze gut anwachsen und − wo erforderlich −  wurden Nachpflanzungen durchgeführt. Die amtlichen Messungen der verringerten Nährstoff- und Chemiefracht der Fließgewässer werden in einigen Jahren den Erfolg bilanzieren.

Zusätzliche Blühflächen erfreuen Bürgerinnen und Bienen

Über die Maßnahme wurde zum einem in den Gemeindevertretungen berichtet. Zum anderen wurde sie bereits in verschiedenen Artikeln der lokalen Zeitungen thematisiert. Mehrere Schautafeln befinden sich in Vorbereitung, die Erholungssuchenden den für den Windpark geleisteten Ausgleich erläutern werden. Als zusätzliche freiwillige Maßnahmen werden durch die Landeigentümer im Windpark jährlich außerdem auf eigene Kosten Blühwiesen angelegt. Begonnen wurde auf einer 20.000 m² großen Fläche, aktuell werden über 40.000 m² insektenfreundlich gestaltet. Direkt an den Blühwiesen an der Grenze zur Kreisstraße stehen Plakate, die über die blühenden Flächen informiert.

“Wir haben uns u.a. für den gemeindlichen Weg „Steuerung WEA-Bau über einen B-Plan“ entschieden, weil damit der Landschafts- und Naturausgleich in konkreter Form erfolgen muss (nicht nur Geldzahlungen an ein Öko-Konto). Die lokalen Landeigentümer-Projektentwickler haben dies hervorragend umgesetzt, weil sich sämtliche Ausgleichflächen im Sichtbereich der Windenergieanlagen befinden. Die zusätzlichen jährlichen Blühflächen erfreuen Bürger und Bienen!”

Thies EhlersBürgermeister der Gemeinde Neuengörs

Neues Wildbiotop führt zu Beruhigung in der Landschaft

Eine weitere – zumindest punktuelle − Erweiterung der Biotop-Verbundachsen stellt die Anlage des Wildbiotops Stegkamp dar. Hier wurde auf der Länge von 150 Metern ein verrohrtes Verbands-Gewässer geöffnet und in eine mäandrierende Teichanlage umgewandelt. Die Öffnung und Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit führt zu einer Sauerstoffanreicherung im Gewässer. Des Weiteren wurde eine zehn Meter breite Klee- und Wildpflanzenzone sowie ein Erdwall mit Gehölzanpflanzung angelegt, wodurch sich eine größere Schutz- und Ruhezone mit Wasserstelle in einer von intensivem Ackerbau geprägten Landschaft entwickeln kann. Auch hier werden Kontrollbegehungen und ggf. Nachbesserungen durchgeführt. Um Störungen der Wildruhezone zu vermeiden, wurde sich bewusst gegen das Aufstellen einer Infotafel entschieden.

“Das Biotop ist eine sehr wertvolle Naturoase in der Agrarlandschaft und hat sogar schon den Seeadler angelockt.”

Ulrich Weberörtlicher Hegeringleiter

Lückenschluss eines BAB-Schallschutzwalles steigert Akzeptanz der Windenergie

Unmittelbar nördlich des Bürgerwindpark wurde im Jahr 2008 die Bundesautobahn A 20 gebaut. Die Gemeinde Weede erhielt dabei abschnittsweise Lärmschutzwälle. Für den Ortsteil Steinbek wurde aus Kostengründen ein 130 Meter langer Abschnitt ausgelassen. Praktisch fehlte dieser Abschnitt den Einwohnern − auch aus optischen Gründen − jedoch sehr. Mit dem Ziel, die Lücke des Autobahnwalls zu schließen, wurde somit in Zuge der Windparkplanung ein Knickwall errichtet und darauf regionale Knickpflanzen mit einer Reihe von größeren Überhältern (Stieleichen) gepflanzt.

Mit der Maßnahme wird die Beeinträchtigung den Anwohnenden durch Autobahnlärm und -bewegung deutlich verringert. Das Stimmungsbild zur Windenergie der Bürgerinnen und Bürger im Ortsteil Steinbeck als auch in der Gemeindevertretung hat sich damit wesentlich gebessert.

“Die lokalen Projektentwickler haben ihre Zusagen für die Verbesserung des Schallschutzes und die zügige Umsetzung der bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung voll eingehalten. Gleichwohl bleibt die dauerhafte Schallimmission der Autobahn, und bei besonderen Windlagen hören wir auch die Windkraftanlagen.”

Otto Westphalehemaliger Gemeindevertreter Weede und betroffener Einwohner aus Steinbek
Bildergalerie der Maßnahmen:

Lessons Learned

1. Es hätten mehr vorausgehende Info-Veranstaltungen für die Landeigentümer durchgeführt werden können, um die Bereitschaft Flächen zur Verfügung zu stellen, weiter zu erhöhen.

2. Ebenso ist es sinnvoll, mehr Schau- und Infotafeln nach der Realisierung aufzustellen, um die Drittwahrnehmung und Information für Freizeitradler zu erhöhen. Dem kommen wir nach, mehrere Schautafeln sind derzeit geplant, die über die Vielfalt der Ausgleichsmaßnahmen informieren werden.

 3. Mehr Pressearbeit nach der Realisierung ist hilfreich, um u.a. den Einwohnern der Sicht-Gemeinden und der Region sowie den teilnehmenden Landeigentümern eine positive öffentliche Rückmeldung zu liefern. Die Öffentlichkeitsarbeit werden wir im laufenden oder kommenden Jahr, nachdem die Pflanzen ein kräftiges Wachstum zeigen, durch das Anbieten von „Ausgleichsflächen-Spaziergängen für Corona-müde Bürger“ in der Region fördern.

Volker Schuldt, Geschäftsführer, Bürgerwind N-W GmbH & Co KG

Standort

Schleswig-Holstein

Erfüllte „good practice“ Kriterien

  • Funktionskontrolle
  • Nachbesserungen werden durchgeführt
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA
  • Sicherung über Betriebszeit der WEA hinaus
  • Einbindung lokaler Akteure
  • Berichterstattung & Information
  • Einbindung in überregionales Naturschutzkonzept

Ansprechpartner

Volker Schuldt
Geschäftsführer
Bürgerwind N-W GmbH & Co KG

Tel. 0177-930 0060
E-Mail: volker-schuldt@wind-nw.de

» www.buergerwind-nw.de

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